Sprache auswählen

Ein kooperatives Proof-of-Work-Schema für verteilte Konsensprotokolle

Analyse eines verfeinerten Proof-of-Work-Schemas, das Nutzerkooperation für Transaktionsreihenfolge ermöglicht, um wettbewerbsorientiertes Mining durch kooperative Strategien zu ersetzen und den Energieverbrauch zu senken.
computingpowercoin.org | PDF Size: 0.1 MB
Bewertung: 4.5/5
Ihre Bewertung
Sie haben dieses Dokument bereits bewertet
PDF-Dokumentendeckel - Ein kooperatives Proof-of-Work-Schema für verteilte Konsensprotokolle

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

Dieses Papier schlägt eine Verfeinerung des Standard-Proof-of-Work (PoW)-Schemas vor, bei dem das Ziel darin besteht, einen Nonce zu finden, sodass der kryptografische Hash eines Blockheaders ein bestimmtes Schwierigkeitsziel erfüllt (z. B. mit einer Anzahl von Nullen beginnt). Die Kerninnovation besteht darin, PoW von einem wettbewerbsorientierten, "Der-Gewinner-nimmt-alles"-Rennen unter Minern in ein kooperatives Unterfangen zu verwandeln, bei dem Nutzer Rechenleistung bündeln können, um ihre eigenen Transaktionen zu validieren und Konsens über die Transaktionsreihenfolge zu erzielen.

Die primäre Motivation ist es, inhärente Ineffizienzen und perverse Anreize im traditionellen PoW anzugehen, wie den massiven Energieverbrauch durch wettbewerbsorientiertes Hashing und die zentralisierende Wirkung von Mining-Pools. Indem es native Kooperation ermöglicht, zielt das Schema darauf ab, Transaktionsgebühren (an Miner gezahlt) durch Transaktionssteuern (von den Transaktionsinitiatoren als Kosten für die kooperative Arbeit gezahlt) zu ersetzen und so die Anreize auf Sparsamkeit und kollektive Validierung auszurichten.

2. Konsens

2.1. Das Problem des verteilten Konsenses

In einem Peer-to-Peer-Netzwerk ohne zentrale Autorität ist es eine Herausforderung, Konsens über einen gemeinsamen Zustand (wie ein Transaktionsbuch) zu erzielen. Das grundlegende Problem ist die Nachrichtenausbreitungsverzögerung. Wenn die Transaktionsintervalle statistisch länger sind als die Gossip-Ausbreitungszeit des Netzwerks, können Peers durch die Beobachtung einer gemeinsamen "Pause" im Datenverkehr einen De-facto-Konsens erreichen. In Umgebungen mit hochfrequenten Transaktionen versagt diese einfache Methode jedoch.

2.2. Die Rolle von Proof-of-Work

Proof-of-Work fungiert als Ratenbegrenzungsmechanismus. Durch die Forderung nach der Lösung eines rechenintensiven, Brute-Force-Rätsels (z. B. Finden eines Hashs mit $\text{Hash}(\text{Daten} || \text{Nonce}) < \text{Ziel}$) setzt es eine Obergrenze dafür, wie schnell ein einzelner Peer neue Blöcke vorschlagen kann. Dies senkt künstlich die effektive Transaktionsfrequenz auf ein Niveau, auf dem das Netzwerk zuverlässig Konsens erreichen kann, wie ursprünglich im Nakamoto-Konsens von Bitcoin konzipiert.

3. Kooperatives Proof of Work

3.1. Formalisierung des Schemas

Das Papier formalisiert ein Schema, bei dem das Proof-of-Work-Rätsel nicht an einen einzelnen Blockvorschlagenden gebunden ist, sondern von einer Gruppe von Nutzern, die an einem Satz von Transaktionen interessiert sind, gemeinsam gelöst werden kann. Der Konsens über die Reihenfolge dieser Transaktionen ergibt sich aus dem kooperativen Lösungsprozess selbst, anstatt vom Miner diktiert zu werden, der die Lösung zuerst findet.

3.2. Schlüsselmechanismus: Von Gebühren zu Steuern

Die bedeutendste wirtschaftliche Verschiebung ist von Gebühren zu Steuern. Im traditionellen PoW zahlen Nutzer Gebühren, um Miner zu incentivieren. Im kooperativen Modell zahlen Nutzer, die an einer Transaktion beteiligt sind, eine "Steuer", die ihren Anteil an den Rechenkosten für den kooperativen Proof-of-Work darstellt. Dies wandelt die Dynamik von "Bezahlung für Dienstleistung" in "Kostenteilung für Validierung" um und könnte den gesamten Ressourcenaufwand reduzieren.

4. Kernidee & Logischer Ablauf

Kernidee: Die Genialität des Papiers liegt darin, zu erkennen, dass der primäre Wert von PoW für den Konsens seine Ratenbegrenzungs-Eigenschaft ist, nicht sein wettbewerbsorientiertes Lotterie-Aspekt. Die Autoren identifizieren korrekt die wettbewerbsorientierte Lotterie als Quelle massiver Verschwendung (Energie, Hardware-Wettrüsten) und Zentralisierung (Mining-Pools). Ihr logischer Sprung ist die Frage: "Können wir die Ratenbegrenzung beibehalten, aber den Wettbewerb abschaffen?" Das vorgeschlagene kooperative Schema ist die Antwort – es ist ein bewusster Versuch, die "guten" Teile von PoW (dezentralisiert, Sybil-resistent, schwierigkeitsanpassbar) zu konstruieren, während die "schlechten" (verschwenderischer Wettbewerb) gezielt entfernt werden.

Der logische Ablauf ist einwandfrei: 1) Identifizierung des Konsensproblems (Nachrichtenverzögerung). 2) Anerkennung von PoW als Ratenbegrenzungslösung. 3) Diagnose des kritischen Fehlers von PoW (incentivierte Nicht-Kooperation). 4) Vorschlag einer neuen Anreizstruktur (kooperative Arbeit, durch Steuer bezahlt), die individuelle Rationalität mit Netzwerkgesundheit in Einklang bringt. Dies ist Systemdenken vom Feinsten.

5. Stärken & Schwächen

Stärken:

Schwächen & Kritische Fragen:

6. Praktische Erkenntnisse & Zukünftige Richtungen

Für Forscher: Betrachten Sie dies nicht als fertiges Protokoll. Betrachten Sie es als ein Designparadigma. Die Kernidee – kooperative Kostenteilung für Konsens – ist über Hash-basiertes PoW hinaus anwendbar. Erforschen Sie seine Integration mit Proof-of-Stake (PoS) oder Proof-of-Space. Die zentrale Forschungslücke ist ein robustes, spieltheoretisches Modell der Koalitionsbildung und -stabilität in diesem neuen Umfeld. Verweisen Sie auf die Arbeit zum "koalitionssicheren Nash-Gleichgewicht" als Ausgangspunkt.

Für Entwickler/Unternehmen: Dies ist nicht bereit für das Mainnet. Betrachten Sie es jedoch für private oder Konsortium-Blockchains, bei denen die Teilnehmeridentität bekannt und die Koordination einfacher ist. Das Energiesparversprechen ist hier am greifbarsten. Pilotieren Sie ein System, in dem bekannte Entitäten (z. B. Lieferkettenpartner) ihre gemeinsamen Transaktionen kooperativ validieren, und messen Sie die Reduktion des Rechenaufwands im Vergleich zu einem traditionellen wettbewerbsorientierten Mining-Setup.

Für die Industrie: Dieses Papier ist eine wichtige Gegenerzählung in der Welt nach dem Merge (Ethereums Wechsel zu PoS). Es argumentiert, dass das Energieproblem von PoW nicht dem Proof-of-Work-Konzept inhärent ist, sondern seiner Implementierung. Da die regulatorische Prüfung des Energieverbrauchs von Krypto zunimmt, verdienen Innovationen wie kooperatives PoW einen neuen Blick als potenzielle "grüne PoW"-Alternative, insbesondere für Netzwerke, bei denen die physischen Vertrauensannahmen von PoS unerwünscht sind.

7. Technische Details & Mathematische Formalisierung

Das Papier schlägt vor, das kooperative PoW als ein Multi-Party-Computation-Problem zu formalisieren. Obwohl nicht vollständig detailliert, passt das Kernrätsel wahrscheinlich das Standard-Hash-Ziel an. Anstelle von $\text{Hash}(\text{Block}_{\text{Vorschlagender}} || \text{Nonce}) < T$ könnte es einen kombinierten Input von $n$ Teilnehmern beinhalten: $\text{Hash}(\text{Transaktionssatz} || \text{Nonce}_1 || ... || \text{Nonce}_n || \text{ID}_{\text{Koalition}}) < T$.

Das Schwierigkeitsziel $T$ wird basierend auf der gewünschten Rate der kooperativen Blockbildung angepasst. Die "Arbeit" ist so verteilt, dass jeder Teilnehmer $i$ nach einem partiellen Nonce $\text{Nonce}_i$ sucht und die kombinierte Anstrengung das Ziel erfüllt. Ein einfaches Modell für die Steuer könnte sein: $\text{Steuer}_i = \frac{C \cdot w_i}{\sum_{j=1}^{n} w_j}$, wobei $C$ die gesamten Rechenkosten des gelösten Rätsels sind und $w_i$ die nachweisbare Arbeit ist, die von Teilnehmer $i$ beigetragen wurde. Dies stellt eine beitragsproportionale Kostenteilung sicher.

8. Analyseframework & Konzeptionelles Beispiel

Framework: Kooperatives Konsensspiel

  1. Spieler: Eine Menge von Nutzern $U = \{u_1, u_2, ..., u_k\}$ mit ausstehenden Transaktionen.
  2. Aktionen: Jeder Spieler kann wählen: (a) Alleine arbeiten (Standard-PoW), (b) Eine Koalition $S \subseteq U$ bilden/beitreten, (c) Trittbrettfahren (falls möglich).
  3. Auszahlungen: Für eine Koalition $S$, die erfolgreich einen Block mit ihren Transaktionen erstellt:
    • Nutzen: Transaktionen werden bestätigt (Wert $V_i$ für Nutzer $i$).
    • Kosten: Gezahlte Steuer $\text{Steuer}_i$ basierend auf geleisteter Arbeit.
    • Nettogewinn: $V_i - \text{Steuer}_i$.
  4. Gleichgewichtskonzept: Das System zielt auf einen Zustand ab, in dem die Bildung der "großen Koalition" $U$ (alle Nutzer kooperieren) ein stabiles, effizientes Nash-Gleichgewicht ist, das die Gesamtkosten $\sum \text{Steuer}_i$ minimiert, während alle Transaktionen bestätigt werden.

Konzeptionelles Beispiel: Stellen Sie sich fünf Nutzer, A bis E, vor, die jeweils eine Transaktion senden möchten. In Bitcoin senden sie sie und hoffen, dass ein Miner sie einschließt. Miner verbrauchen 100 Einheiten Energie im Wettbewerb; der Gewinner erhält die Gebühren. Gesamtenergie: 100 Einheiten. Im kooperativen PoW bilden A-E eine Gruppe. Sie verbrauchen gemeinsam 20 Einheiten Energie (weniger aufgrund fehlenden Wettbewerbs), um ein Rätsel für einen Block mit allen fünf Transaktionen zu lösen. Sie zahlen jeweils eine Steuer, die sich auf 20 Einheiten summiert (z. B. je 4 Einheiten). Eingesparte Energie: 80 Einheiten. Die Bestätigung ist für die Gruppe garantiert, nicht probabilistisch.

9. Anwendungsausblick & Zukünftige Entwicklung

Kurzfristig (nächste 2-3 Jahre): Die vielversprechendste Anwendung liegt in Unternehmens-/Konsortium-DLTs. Beispielsweise könnte eine Gruppe von Banken, die Interbankenzahlungen abwickeln, ein kooperatives PoW-Ledger verwenden. Die Identität ist bekannt, die Koordination ist handhabbar, und das Ziel ist Effizienz und Endgültigkeit – nicht anonyme Teilnahme. Die Forschung wird sich auf effiziente Koalitionsbildungsalgorithmen und überprüfbare Beitragsmessung konzentrieren.

Mittelfristig (3-5 Jahre): Wenn es in geschlossenen Umgebungen erfolgreich ist, könnte das Konzept hybride öffentliche Blockchain-Designs inspirieren. Eine öffentliche Chain könnte eine Basisschicht mit traditionellem PoW oder PoS haben, mit spezifischen "kooperativen Shards" oder Sidechains, die dieses Modell für hochdurchsatzfähige, niedriggebührenpflichtige anwendungsspezifische Transaktionen verwenden (z. B. Mikrozahlungen, IoT-Datenprotokollierung).

Langfristig & Grundlagenforschung: Der ultimative Test ist, ob eine vollständig dezentralisierte, erlaubnisfreie Version sicher sein kann. Dies erfordert Durchbrüche in der dezentralen Erzeugung von Zufallsbeacons (für faire Koalitionszuweisung) und kryptowirtschaftlichen Mechanismen, um Trittbrettfahrer zu bestrafen, ohne die Privatsphäre zu beeinträchtigen. Es eröffnet auch ein neues Feld: Konsensmechanismus-Diversität, bei dem verschiedene Transaktionstypen oder Nutzergruppen innerhalb desselben Ökosystems verschiedene Konsensmodelle (wettbewerbsorientiert, kooperativ, gestaked) wählen können, ähnlich wie Computernetzwerke verschiedene Protokolle (TCP, UDP) für verschiedene Bedürfnisse verwenden.

10. Referenzen

  1. Nakamoto, S. (2008). Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System.
  2. Demers, A., et al. (1987). Epidemic Algorithms for Replicated Database Maintenance. Proceedings of the Sixth Annual ACM Symposium on Principles of Distributed Computing.
  3. Eyal, I., & Sirer, E. G. (2014). Majority is not Enough: Bitcoin Mining is Vulnerable. International Conference on Financial Cryptography and Data Security.
  4. Back, A. (2002). Hashcash - A Denial of Service Counter-Measure.
  5. Garay, J., Kiayias, A., & Leonardos, N. (2015). The Bitcoin Backbone Protocol: Analysis and Applications. Annual International Conference on the Theory and Applications of Cryptographic Techniques.
  6. Buterin, V., et al. (2022). Combining GHOST and Casper. Ethereum Research.
  7. Narayanan, A., Bonneau, J., Felten, E., Miller, A., & Goldfeder, S. (2016). Bitcoin and Cryptocurrency Technologies: A Comprehensive Introduction. Princeton University Press.